Therapie
09.04.2021
Prävention und Gesundheitskompetenz
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Zusammenhänge von Wissen, Geld und Technik
Ende des Jahres 2020 erschien eine Studie von Stiftung Gesundheitswissen. Der Gesundheitsbericht namens „Statussymbol Gesundheit“ sprach das Hauptthema bereits im Titel an, was hellhörig machte – vor allem in Zeiten eines allerorts beklagten Bewegungsmangels.
Die Ergebnisse – die repräsentative Umfrage war vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt worden – basieren auf 1.255 mündlichen Interviews. Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie von Professor Dr. Klaus Hurrelmann, Leiter Public Heath der Hertie School in Berlin, und von Professorin Dr. Doris Schaeffer, Leiterin des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung an der Uni Bielefeld.
Gesundheitsinformationen
Die Umfrage untersuchte, inwiefern der soziale Status die Aspekte Gesundheit, Prävention und das Informationsverhalten der Menschen in Deutschland beeinflusst. Was vielleicht zuvor nur gemutmaßt wurde,
belegten nun die Auswertungen. Ein hoher sozioökonomischer Status korrespondiert mit einem ausgeprägteren Gesundheitsbewusstsein. Angehörige dieser Gesellschaftsschicht glauben zu 75 Prozent, ihre Gesundheit als gut bis sehr gut einschätzen zu können, während das nur die Hälfte derjenigen mit niederem Status betrifft.
Gleichzeitig finden Menschen, denen es sozial wie ökonomisch gut geht, leichter Zugang zu Gesundheitsinformationen. Professorin Doris Schaeffer fordert deshalb aufgrund dieses Ergebnisses: „Wir müssen die Gesundheitskompetenz insgesamt verbessern und der gesamten Bevölkerung und besonders den vulnerablen Gruppen ermöglichen, souverän mit gesundheitsbezogener Information umgehen zu können – eine wichtige Voraussetzung, um selbst das Richtige zu tun.“
Gesundheitskompetenz
Wenn man die Jahre 2014 und 2020 vergleicht, so habe sich die Gesundheitskompetenz gemäß der Forscherin in der Bevölkerung generell verschlechtert, was durchaus auch auf die Menge der Informationen, auf deren Vielfalt und parallel auf die Widersprüchlichkeit der Informationen und auf die Zunahmen von Falsch- und Fehlinformationen zurückzuführen sei.
Parallel zitiert das Ärzteblatt im Artikel „Gesundheitskompetenz der Deutschen gesunken“ vom 27. Januar 2021 Professor Klaus Hurrelmann: „Gesundheitsinformationen sind inzwischen offenbar so vielfältig und unübersichtlich geworden, dass da nur noch Menschen mit einer guten Ausbildung durchblicken können. Hier baut sich eine neue Form von gesundheitlicher Ungleichheit auf.“
Gesundheitsvorsorge
Diejenigen, denen es sozial wie ökonomisch gut geht, achten letztlich auch mehr auf Prävention, und mehr als die Hälfte von ihnen ist davon überzeugt, dass sie mit ihrem eigenen Verhalten ihre Gesundheit beeinflussen können. Diese Überzeugung reduziert sich im niederen sozioökonomischen Status auf 25 Prozent. Die unterschiedliche Einstellung spiegelt sich genauso im Wissen um Präventionsmöglichkeiten in dieser Studie wider: Während 82 Prozent in der gutgestellten Statusgruppe Sport als gesundheitsfördernden Faktor bewerten, sind das in der anderen Gruppe gerade einmal 59 Prozent.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) belegt die gesellschaftlichen Unterschiede mit einer Auswertung, die sich den Gesundheitsausgaben der Deutschen zuwendet. Die Höhe der Ausgaben für Gesundheitsdienstleistungen und -produkte lag 2019 hinsichtlich der Gesamtheit aller Konsumausgaben bei vier Prozent, das sind durchschnittlich104 Euro im Monat, wie das Ärzteblatt am 26. Januar 2021
online berichtete. Interessant ist dabei, dass mit Verdopplung des Netto-Einkommens eine Verdreifachung der Ausgaben einhergeht.
Allerdings hat sich das Zutrauen, selbst für seine Gesundheit etwas tun zu können, generell abgenommen. Das hat auch die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach überrascht. Im Gesundheitsmagazin „kompetent“ der Stiftung Gesundheitswissen, Ausgabe 2020, mit dem Titel „Der richtige Mix“ sagt Professorin Dr. Renate Köcher: „Bei der mit der Stiftung Gesundheitswissen durchgeführten Studie zum Gesundheitsbericht 2020 hat mich eins am meisten erstaunt: dass das Vertrauen, die eigene Gesundheit stark beeinflussen zu können, in den vergangenen Jahren so spürbar gesunken ist.“
Prävention
Der Bewegungsmangel hat in diesen Zeiten zugenommen, über diesen Sachverhalt besteht kein Zweifel. Doch wie dem entgegenwirken, wenn Gesundheitseinrichtungen geschlossen sind? Darüber hat sich auch die Zentrale Prüfstelle Prävention Gedanken gemacht. So hat das ZPP die Corona-Sonderregelung aktuell über den 31. März 2021 hinaus auf unbestimmte Zeit verlängert: „Die Regelung greift, solange
die zum Infektionsschutz erlassenen Regelungen der einzelnen Bundesländer zur Kontaktbeschränkung gültig sind. Dies ist ausdrücklich eine Sonderregelung aufgrund der pandemiebedingten
Einschränkungen, die eine Durchführung in Präsenz nicht möglich machen und gilt bis auf Widerruf.“
Die Sonderregelung besagt, dass Präventionskurse auch via Live-Stream online angeboten werden können. Das ist im „Normalfall“ so nicht zu verwirklichen, da digital die Vorgaben wie Kursdauer, Kursanzahl und Kursfrequenz nicht eindeutig vom Teilnehmer nachgewiesen werden können. Die ZPP gesteht sogar zu, dass zertifizierte Präsenzkurse, die Corona bedingt digital begonnen wurden, auch so zu Ende geführt werden können. Und es gibt zudem die Möglichkeit, dauerhaft digitale Kurse anzubieten, allerdings unter der Voraussetzung, dass der Kurs als IKT-Angebot gemäß Kapitel 5 des Leitfadens Prävention
zertifiziert ist. So die Anbieterinformation vom 24. Februar 2021.
Und für die Zukunft sind weitere Online-Angebote vorgesehen. Wie die Anbieter von digitalen Gesundheitsanwendungen sollen die Anbieter digitaler Präventionsangebote in einem Fast-Track-Verfahren den
gesundheitlichen Nutzen unter Beweis stellen. Die Zukunft öffnet sich der fortschreitenden Digitalisierung – auch hier.
Reinhild Karasek
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